Die EU hatte verordnet, dass das seit jeher bewährte Kältemittel R134a wegen seiner angeblich klimaschädlichen Auswirkung ab einem bestimmten Stichtag nicht mehr in den Klimaanlagen neuer Fahrzeuge verwendet werden darf. Stattdessen mussten die Fahrzeughersteller die Klimaanlagen mit dem umstrittenen Kältemittel R1234yf betreiben. Der Autohersteller Mercedes hat sich jedoch an diese Anordnung nicht gehalten und weiterhin das alte Kältemittel eingefüllt, da das neue Mittel nach eigenen Tests im Falle eines Unfalls Brände verursachen könne, wodurch hochgiftige Gase entstünden. Der EUGH hat jetzt entschieden, dass das Verhalten von Mercedes rechtswidrig war und dadurch vom KBA zu Unrecht eine Typgenehmigung erteilt wurde.
Der Skandal weist durchaus Parallelen zum Abgasskandal auf, nur mit dem Unterschied, dass das KBA hier nicht nur sehenden Auges etwas genehmigt hat, was es nicht hätte genehmigen dürfen sondern wissentlich, denn Mercedes hatte dem KBA nicht verheimlicht, dass es sich der EU-Vorschrift widersetze. Entscheidend ist aber, dass der Abgasskandal zur Empörung in den Medien und bei den Betroffenen geführt hat, der Kältemittelskandal jedoch nicht, sondern ganz im Gegenteil die Käufer hier voll hinter Mercedes standen, weil es für sie das kleine Übel war, die Ozon-Schicht zu schädigen als Opfer eines Kältemittelbrandes zu werden.
Ich finde die unterschiedliche Sichtweise dennoch interessant, denn sowohl im Abgas- als auch im Kältemittelskandal bringt der Fahrzeughersteller Fahrzeuge in den Verkehr, die mit dem EU-Recht nicht konform sind und in beiden Fällen tut man das letztlich im Interesse der Kunden, einmal um ihn vor Schäden am eigenen Körper und einmal, um ihn vor Schäden an seinem Fahrzeug zu schützen. Dennoch ist im Blickwinkel von Medien und Käufern Mercedes der "Gute" und VW der "Böse". Aber das war ja auch immer schon so. Wenn Robin Hood die Leute beraubt hat, um das Geld den Armen zu geben, war das eine gute Tat, wenn andere das gemacht haben, hingegen ein Verbrechen. Vielleicht regt dieser Vergleich den ein oder anderen auch mal ein wenig zum Nachdenken an.
Andreas
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