Irrwege im Automobilbau

Zu den Irrwegen im Automobilbau gehört für mich das zunehmende Ersetzen von einfach zu bedienender Schalter und Regler durch Touchscreen. Das habe ich hier ja schon öfter geschrieben und auch in den Fachgazetten wird nichts so sehr kritisiert wie die meist mehr oder weniger umständliche und vom Verkehr ablenkende Touchscreenbedienung, bei der man sich dann häufig erst auch noch durch etliche Menüpunkte durcharbeiten muss. Besonders im VW-Konzern ist man diesem Touchscreen-Wahn verfallen. Leider scheint die Kritik der Fachpresse auf ziemlich taube Ohren zu stoßen, denn nicht nur bei VW hält man daran eisern fest, sondern auch andere Hersteller schließen sich dem zunehmend an. Bestes Beispiel ist der neue BMW X1, der von manchen ja auch als eine Alternative zum Yeti gesehen wird. Auch bei ihm funktioniert fast alles nur noch über Touchscreen-Displays. Dabei war doch gerade BMW immer dafür bekannt, besonders intuitiv zu bedienende Fahrzeuge zu bauen. Ich lehne Touchscreen nicht komplett ab, aber ich finde, dass zumindest gewisse Grundfunktionen wie z.B. das Regulieren der Heizung und Klimaanlage weiterhin klassisch durch echte Regler und Knöpfe geschehen sollte. Schade, dass BMW sich da jetzt dem allgemeinen Trend angeschlossen hat und das, obwohl die Fachpresse und auch viele Autofahrer diesen Trend kritisieren. Aber offenbar ist in der Automobilindustrie alles nur noch auf junge Autofahrer ausgerichtet, die das cool finden. Ob man mit der "Jugend" wirklich das große Geld verdienen kann bleibt abzuzwarten. Als Mercedes die A-Klasse vom praktischen Auto für eher ältere Semester zum Dynamikfahrzeug für die next Generation umfunktioniert hat, sind die Zulassungszahlen der A-Klasse massiv eingebrochen.

Was nun den neuen X1 anbetrifft, so macht er auch noch andere Dinge weniger gut. So wurde die vorzügliche Wandlerautomatik, die zu den besten überhaupt gehörte, durch ein DSG ersetzt. Das DSG ist zwar nicht schlecht und auch kein Irrweg im Automobilbau, aber bei BMW ist es ein Rückschritt, genauso wie der Wegfall eines klassischen Schalthebels, der durch einen deutlich kleineren Kippschalter ersetzt wurde. Und das Fahrwerk ist jetzt ersten Testberichten zufolge knackig-sportlich abgestimmt, während der Vorgänger noch als dynamisch-komfortabel galt. Dabei ist die Regel doch so einfach: Es gilt Gutes zu bewahren, weniger Gutes zu verbessern und Schlechtes über Bord zu werfen.

Andreas